Geburtstrauma verstehen – Ursachen und erste Schritte
Ein sanfter Einstieg für Mütter, die belastende Geburtserfahrungen verarbeiten möchten.
18. Januar 2025

Wenn die Geburt anders verläuft als erwartet
Die Geburt eines Kindes wird oft als der schönste Moment im Leben beschrieben und gehört zu den intensivsten Momenten im Leben einer Frau. Doch was, wenn dieses Erlebnis anders war, als du es dir erträumt hast? Statt Glück und Freude sind da vielleicht Traurigkeit, Schuldgefühle oder sogar Wut.
Vielleicht schaust du dein Kind an und fühlst dich, als hättest du „versagt“ – obwohl du weißt, dass das nicht wahr ist. Oder du vermeidest es, überhaupt an die Geburt zu denken, weil die Erinnerungen dich überwältigen.
Damit bist du nicht allein. Viele Mütter erleben solche Gefühle nach einer schwierigen Geburt. Ein Geburtstrauma ist keine Seltenheit – und vor allem: Es ist nicht deine Schuld. Dieser Artikel erklärt dir, was ein Geburtstrauma ist, wo seine Ursachen liegen können und welche ersten Schritte dir helfen können, wieder mehr Leichtigkeit zu spüren.
Was genau ist ein Geburtstrauma?
Ein Geburtstrauma ist eine seelische Wunde (psychische Belastung), die nach einer schwierigen oder belastenden Geburtserfahrung auftreten kann. Es hat nichts (!!!) mit Schwäche oder Versagen zu tun. Ein Geburtstrauma entsteht oft dann, wenn die Geburt besonders intensiv, unerwartet oder überwältigend war – für deinen Körper und deine Seele.
Die Symptome eines Geburtstraumas können sehr unterschiedlich sein:
- Wiederkehrende Erinnerungen: Bilder, Geräusche oder Gefühle, die dich an die Geburt erinnern und plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen.
- Emotionale Überforderung:
Gefühle wie Angst, Wut oder Schuld begleiten dich im Alltag. - Distanz zum Baby: Vielleicht fühlst du dich nicht so verbunden mit deinem Kind, wie du es erwartet hast – ein Gedanke, der oft zusätzlich belastend ist.
Diese Reaktionen sind nicht ungewöhnlich. Sie zeigen nur, dass du etwas erlebt hast, das tiefgreifend war. Dein Körper erinnert sich, auch wenn dein Verstand diese Erinnerungen vielleicht wegschieben möchte. Es gibt einen Weg, damit umzugehen – und ihn zu gehen, ist ein Zeichen von Stärke.
Ursachen: Warum kann eine Geburt traumatisch sein?
Jede Geburt ist einzigartig und so sind auch die Gründe, warum eine Geburt traumatisch sein kann, individuell. Es gibt einfach keine „richtige“ oder „falsche“ Geburt. Manchmal passieren während der Geburt Dinge, die sich unserer Kontrolle entziehen – und genau das kann eine Geburt traumatisch machen. Häufige Ursachen, von denen betroffene Mütter berichten, sind:
1. Unerwartete Komplikationen: Ein Notkaiserschnitt, medizinische Eingriffe oder plötzliche Komplikationen können das Gefühl hinterlassen, die Kontrolle über den eigenen Körper verloren zu haben.
2. Mangelnde Kommunikation: Viele Frauen berichten, dass sie sich während der Geburt nicht gehört oder ernst genommen fühlten. Entscheidungen wurden getroffen, ohne sie einzubeziehen oder zu erklären.
3. Sehr lange oder schnelle Geburten: Eine Geburt, die besonders schmerzhaft, lang oder unerwartet schnell verlief, kann emotional schwer zu verarbeiten sein.
4. Angst um das Baby: Wenn dein Baby in Gefahr war, kann die Angst, die du gespürt hast, tief sitzen bleiben – selbst wenn am Ende alles gut ausgegangen ist.
5. Gefühl der Einsamkeit: Vielleicht war das medizinische Personal nicht einfühlsam, oder dein Partner konnte dich nicht so unterstützen, wie du es gebraucht hättest. Einsamkeit in einem so intensiven Moment kann Spuren hinterlassen.
Wie erkennst du, dass du betroffen bist?
Vielleicht fragst du dich, ob deine Erfahrungen als Geburtstrauma gelten. Wichtig ist: Es kommt nicht darauf an, wie „schlimm“ die Geburt objektiv war – sondern darauf, wie du sie erlebt hast.
Einige Anzeichen, die darauf hinweisen können, sind:
- Du vermeidest es, an die Geburt zu denken oder darüber zu sprechen.
- Erinnerungen an die Geburt lösen Angst oder Stress aus.
- Du fühlst dich emotional „abgekoppelt“ – von deinem Baby, deinem Partner oder dir selbst.
Wenn du dich darin wiedererkennst, ist das ein Zeichen, dass du Unterstützung und Zeit brauchst, um mit deiner Geburtserfahrung Frieden zu schließen.
Wie kannst du anfangen, die Erlebnisse zu verarbeiten?
Es ist mutig, sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Heilung braucht Zeit und ist kein gerader Weg. Es sind die kleinen Schritte, die den Unterschied machen. Diese ersten Ansätze könnten dir helfen:
1. Beginne hinzustürzen und akzeptiere deine Gefühle
Du hast das Recht, all das zu fühlen, was du fühlst. Es gibt kein „falsch“ dabei. Traurigkeit, Wut, Leere – alles hat seinen Platz. Indem du diese Gefühle anerkennst, machst du den ersten Schritt in Richtung Heilung.
Übung:
Setze dich an einen ruhigen Ort und schließe die Augen. Atme tief ein und aus und sage dir:
„Es ist okay, so zu fühlen, wie ich mich fühle.“
2. Suche das Gespräch
Manchmal hilft es, die eigenen Gedanken mit jemandem zu teilen, der dir zuhört. Das kann eine Freundin, dein Partner oder auch eine Fachperson sein.
Wenn du sprichst, ist es, als würdest du einen Teil der Last ablegen. Deine Gefühle müssen nicht allein in dir bleiben.
3. Schaffe dir einen sicheren inneren Ort
Ein sicherer Ort kann physisch oder in deiner Vorstellung sein. Vielleicht ist es ein ruhiger Platz zu Hause oder ein innerer Ort, den du dir vorstellst, wenn du die Augen schließt.
Übung:
Stell dir deinen sicheren Ort vor oder einen, an dem du dich geborgen fühlst: Wo bist du? Wie sieht es dort aus? Was hörst und fühlst du? Verweile ein paar Minuten in dieser Vorstellung.
4. Überlege, ob du professionelle Unterstützung möchtest
Es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe anzunehmen – sondern ein Zeichen von Mut. Methoden wie EMDR oder Hypnose können dir helfen, belastende Erinnerungen zu verarbeiten
Fazit: Du bist nicht allein!
Es ist nicht einfach, sich mit schwierigen Erfahrungen auseinanderzusetzen – und doch ist es ein mutiger Schritt. Wichtig ist, dass du dir die Zeit nimmst, die du brauchst. Es gibt keinen falschen Weg und kein falsches Tempo.
Du bist nicht allein auf diesem Weg. Wenn du Unterstützung suchst, begleite ich dich gern dabei, dein Geburtstrauma zu verarbeiten

Mit lieben Grüßen,
Maria
Coachin für Geburtstrauma, EMDR & Hypnose